Fünf Genossenschaftsbanken sind rund um den touristisch beliebten Rothaarsteig herum angesiedelt. Gemeinschaftlich bringen sie das beliebte Wandergebiet nach vorn und unterstützen es mit vereinten Kräften. Das ist gut für die Region, für die vielen Besucher und es stärkt die touristischen Strukturen, die sich rund um den Rothaarsteig entwickelt haben. Kurzum: Sie machen den Weg frei und die Wege attraktiv und schaffen damit ganz neue Wege – aus der Region heraus und in die Region hinein. Und zwischendurch: immer mal innehalten, durchatmen, Natur genießen.
Der Weg ist das Ziel
Als Harald Knoche auf dem Wanderparkplatz Kühhude in Bad Berleburg sein Auto stoppt, den Schlüssel herumdreht und die Tür öffnet, hört er: nichts. Es ist komplett ruhig, erst nach wenigen Sekunden nimmt man die Vögel wahr, die Insekten und das ganz leise Rauschen der Blätter im Wind. Der Leiter der Geschäftsstelle des Rothaarsteigvereins streckt sich kurz und geht dann zum Waldweg, der nur einige Schritte entfernt beginnt. Dort wartet er einige Minuten, bis Ralf Schmidt bei ihm ist, den er schon von Weitem gesehen hat. Der Ranger, der wie seine fünf Kollegen bei der Landesforstverwaltung NRW angestellt ist, übernimmt viele Aufgaben für den Verein, der den namensgebenden Rothaarsteig verwaltet. Die beiden sind verabredet, um sich direkt vor Ort auszutauschen – gleichzeitig reparieren sie noch schnell eines der Schilder, das am Parkplatz an einem Holzmast angeschraubt ist und sich gelöst hat.
Arbeitsplatz mit Aussicht
Harald Knoche und Ralf Schmidt kennen sich schon lange und haben einen nicht nur auf den ersten Blick wunderschönen Arbeitsplatz. Der Rothaarsteig führt auf fast 156 Kilometern von Brilon im Sauerland bis zum hessischen Dillenburg durch 26 Gemeinden, 6 Landkreise und 3 Bundesländer. Idyllisch geht es durch tiefe Wälder und helle Lichtungen, vorbei an Quellen und Bächen, an Kunstwerken und vielen Aussichtspunkten, von denen der Blick weit ins Land reicht. Für Harald Knoche ist der „Weg der Sinne“, wie der Wanderweg auch genannt wird, aber nicht nur ein Naturerlebnis besonderer Güte. „Der Rothaarsteig ist natürlich auch ein touristisches Highlight, der dafür sorgt, dass die Region bekannt gemacht wird. Und er ist ein Wirtschaftsfaktor durch die vielen Wanderer, die zu uns kommen und für einen entsprechenden Umsatz sorgen.“
Damit die Wanderer, Camper, Tagestouristen und natürlich auch die Menschen aus der Region perfekte Verhältnisse vorfinden, muss der Rothaarsteigverein eine Menge tun. „Wir müssen eine große Infrastruktur erhalten, denn es ist uns sehr wichtig, dass alles funktioniert und einen guten Eindruck macht“, sagt Knoche, der mit Ranger Ralf Schmidt gerade einige Aufgaben der kommenden Tage bespricht. Das kostet natürlich Geld, erst recht, weil die Infrastruktur aus Ruhebänken, Waldsofas, Vesperinseln, Schutzhütten, Brücken, Stegen und Beschilderung der Witterung ausgesetzt ist, zum Teil in die Jahre kommt und regelmäßig gewartet und gepflegt werden muss. Insgesamt sind es ungefähr 400 einzelne Standorte, die betreut werden müssen, dazu kommen die insgesamt 1.100 Kilometer langen Wege – neben der Hauptroute gehören auch rund 100 Zuwegungen in die Orte und die sogenannten Rothaarsteigspuren, Rundwanderwege vor allem für Tagesausflügler, dazu. Sämtliche Strecken sind mit mehreren Tausend Wegezeichen ausgezeichnet, verlaufen kann sich hier niemand.
Fünf Volksbanken und Raiffeisenbanken
Für die Finanzierung setzt der Rothaarsteigverein auf die Kommunen, aber auch auf viele Sponsoren, erklärt Harald Knoche, der an einer Weggabelung den Ranger Ralf Schmidt verabschiedet hat. „Sie haben erkannt, dass der Rothaarsteig ein wichtiges Imageprojekt für die Region ist und sich deshalb dazu entschlossen, uns zu unterstützen.“ Einen wichtigen Teil der Finanzierung übernehmen fünf Volksbanken und Raiffeisenbanken aus der Region, die Volksbanken am Rothaarsteig. Stellvertretend für seine Kollegen ist Frank Segref von der Volksbank Sauerland auf dem Rothaarsteig unterwegs, um mit Harald Knoche über gemeinsame Projekte zu sprechen. Direkt neben einer Lichtung, auf der das Kunstwerk „Stein-Zeit-Mensch“ steht – ein riesiger Felsquader, der von einer monumentalen Architektur aus entrindeten Douglasien-Stämmen eingerahmt ist – trifft der Pressesprecher der Volksbank Harald Knoche. Dieser sitzt unweit des Kunstwerks, das zu einem elf Waldskulpturen umfassenden Ensemble entlang des Rothaarsteigs gehört, auf einem gefällten Baumstamm und macht gerade eine kurze Trinkpause. Danach gehen die beiden gemeinsam weiter bis zur Hängebrücke, die eine kleine Schlucht überspannt. Auf der Brücke bleibt Frank Segref stehen, schaut in die Tiefe und nickt: „Der Rothaarsteig ist etwas ganz Besonderes: für Urlauber, Gäste, aber auch für Einheimische. Ob Etappenwanderung, Tageswanderung oder mal ein kurzer Spaziergang, der Rothaarsteig bietet viele Freizeitmöglichkeiten. Es ist für uns eine Herzensangelegenheit, den Rothaarsteigverein finanziell zu unterstützen.“
Fördersumme: Mehr als 500.000 Euro
Die Banken haben den Rothaarsteigverein seit Bestehen der Kooperation mit über 500.000 Euro gefördert, anteilsmäßig im Verhältnis zur jeweiligen Bilanzsumme. Gründe dafür gibt es für Segref viele: „Der Rothaarsteig verbindet Menschen: Für diejenigen, die hier in der Region leben, ist er eine einmalige Gelegenheit, auch Natur pur zu erleben. Darüber hinaus kommen viele Gäste aus ganz Deutschland hierher, um zu wandern“, sagt Segref. „Davon profitieren natürlich auch die Hotels und die Gastronomie in Südwestfalen.“ Rund 100 von ihnen dürfen auch ein Logo des Rothaarsteigs tragen, sie haben sich als Qualitätsbetriebe dazu qualifiziert.
Begonnen hat die Kooperation mit den Banken im Jahr 2009. Dabei ging es, das macht Frank Segref klar, nicht um die Gewinnung von Kunden, sondern vielmehr um die Stärkung der Region. „Die 1,7 Millionen Besucher pro Jahr sorgen für etwa 49 Millionen Euro Umsatz in der Region, in Einzelhandel, Gastronomie und Hotels, aber auch durch Sekundäreffekte wie etwa bei Handwerkern“, sagt der Pressesprecher. „Rund 860 Arbeitsplätze hängen zudem am Rothaarsteig.“ Davon profitieren indirekt natürlich auch, wie Segref sagt, die Volksbanken am Rothaarsteig. Das ist aber nicht der einzige Gewinn für sie. Mit der Kooperation begann auch eine enge Zusammenarbeit auf anderen Ebenen. Die Banken können zum Beispiel Wanderungen anbieten, zudem unternehmen die Ranger Touren mit Kindern und Jugendlichen der Kinder- und Jugendclubs der Banken. Dazu kommen gemeinsame Aktionstage, die unter anderem auch die Ranger durchführen.
„Urlaub direkt in der Heimat“
Harald Knoche und Frank Segref wandern noch eine halbe Stunde weiter, bis sie wieder am Parkplatz Kühhude angelangt sind. Die beiden verabschieden sich, der Mitarbeiter des Rothaarsteigvereins fährt zum nächsten Termin. Frank Segref bleibt noch ein paar Minuten stehen, er genießt die Ruhe. „Ich bin sehr gern hier. Die Ruhe, die Aussichten, die vielen Möglichkeiten, aktiv zu sein. Das ist wie ein Urlaub direkt in der Heimat. Ein Gewinn für die gesamte Region“, sagt der Bankmitarbeiter. „So eine Möglichkeit in der Region zu haben, ist wirklich jede Unterstützung wert.“