Das Thema Nachhaltigkeit liegt der VR Bank Rhein-Neckar eG sehr am Herzen. Mit ihrer breit angelegten Initiative RheinNeckar LebensWert schafft sie eine Vielzahl neuer Natur- und Erlebnisräume für Natur, Mensch und Umwelt. Eingebettet ist dies in ein breites Konzept, zu dem auch eine nachhaltige Produktlinie zählt. Viele dieser Maßnahmen tragen jetzt schon erste Früchte. Und ihr Nutzen wird von Jahr zu Jahr größer. Das freut die Kinder, die Region, die Bank und … die Schafe.
„Warum ist der Baum so weiß angestrichen, was meint ihr?“, fragt Rainer Rausch, während er mit der Hand den Maschendraht berührt, der den jungen Birnbaum schützt. Die sieben Mädchen und Jungen stehen mit dem Experten für Streuobstwiesen auf einer solchen am Rand von Heddesheim, einer Gemeinde rund 15 Kilometer östlich von Mannheim. Die Kinder überlegen kurz, rätseln. „Das sieht vielleicht schöner aus?“, fragt ein Mädchen. „Das ist eine Art Sonnenschutz“, antwortet Rainer Rausch selbst, der vor seiner Pensionierung hauptberuflich als Chemielaborant gearbeitet und sich nebenberuflich zum Pomologen weitergebildet hat – also zum Fachmann für Obstbäume. „Wenn die Bäume nicht geschützt wären, bekämen sie einen Sonnenbrand. Die Rinde würde Risse bekommen und abblättern.“
Von Obstbäumen und Schafen
Mit der Antwort geben sich die Kinder der dritten Klasse der Hans-Thoma-Grundschule zufrieden, die heute hier auf die Streuobstwiese gekommen sind. Sie lernen in der einen Stunde sowieso so viel über die Natur, dass sie hinterher noch viel zu erzählen haben werden. Denn die kleine Obstbaumkunde mit Rainer Rausch ist nur ein Thema. Die Gruppe hört auch Florian Pürzer aufmerksam zu. Der Schäfer, der heute mit drei Hunden da ist, hat einen Teil seiner Herde hier stehen, vor allem Coburger Schafe, die sehr genügsam sind. Er erzählt den Kindern, warum die Tiere hier so gut hinpassen, wie er sie aufzieht, was sie fressen und woran er welche Schafe direkt wiedererkennt. Als einer seiner ältesten Hammel, den er mit der Flasche aufgezogen hat, zu der Gruppe trottet, ist die lehrreiche Viertelstunde allerdings vorbei. Das Tier genießt die Streicheleinheiten der Kinder – und diese freuen sich über das geduldige Schaf.
Nachhaltigkeitsinitiative RheinNeckar LebensWert
Die beiden Naturexperten helfen der VR Bank Rhein-Neckar eG, eines ihrer vielen Nachhaltigkeitsprojekte umzusetzen. Dafür hat die Bank die Nachhaltigkeitsinitiative Rhein-Neckar LebensWert aufgesetzt, die in der Metropolregion Rhein-Neckar, rund um Mannheim und Ludwigshafen, wirken soll. Ein Teil davon sind drei Streuobstwiesen, in Mannheim, Ludwigshafen-Oppau und eben Heddesheim. Über 100 Apfel-, Kirsch- und Birnbäume stehen auf den Wiesen, die erste Ernte ergab über 400 Liter Apfelsaft.
So weit ist es allerdings jetzt im Frühsommer noch nicht, die Bäume tragen natürlich noch kein Obst. Dennoch sind die Wiesen auch heute ein voller Erfolg, bestätigt Dennis Wetzel. Der Referent für Nachhaltigkeit der VR Bank Rhein-Neckar steht am Rande der Wiese und freut sich über die Begeisterung der Kinder. „Als ich heute auf die Streuobstwiese kam, fand ich es einfach schön, unsere Partner wie Rainer Rausch oder Florian Pürzer und die Schulklasse zu sehen – und wie wir die Menschen für das Thema Streuobstwiesen begeistern können.“
Nachhaltige Produktlinie „Rhein-Neckar LebensWert“
Neben dem Engagement ist auch die Finanzierung der Streuobstwiesen etwas Besonderes. „Unser nachhaltiges Engagement kostet natürlich Geld. Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig, deshalb haben wir eine nachhaltige Produktlinie ins Leben gerufen“, sagt Wetzel. „Mit Rhein-Neckar LebensWert Invest haben wir eine bankeigene Vermögensverwaltung gegründet, die in nachhaltige Investmentfonds und ETFs investiert.“ 0,2 Prozent der Servicegebühr, die von den Kunden erhoben wird, wendet die Bank für das nachhaltige Engagement auf. „Wir finanzieren so gemeinsam unsere Projekte.“ Außerdem motiviert die Bank ihre Kunden so dazu, nachhaltig zu investieren. Daneben baut sie gerade weitere Produkte auf, wie zum Beispiel das Rhein-Neckar LebensWert Girokonto oder auch Rhein-Neckar LebensWert Gewinnsparlose. Das Ziel ist immer dasselbe, sagt Dennis Wetzel. „Wir sind eine Genossenschaftsbank und möchten der Region etwas zurückgeben. Bei uns stehen dabei die Themen Klima, Umwelt und Bildung im Vordergrund.“
Für Florian Pürzer ist eine Streuobstwiese ein guter Ansatz dafür. Der Landwirt aus dem 15 Kilometer entfernten Mörlenbach hat sich die Schäferei selbst beigebracht und hält mittlerweile rund 120 Mutterschafe und 120 Lämmer, die auf den Streuobstwiesen eine wichtige Funktion erfüllen. „Schafe sind eine Art Naturtaxi. Sie befördern Sämlinge und kleine Insekten mit ihrem Kot oder in ihrer Wolle von Wiese zu Wiese und tragen so zur Biodiversität bei“, erklärt der 28-Jährige. Die Artenvielfalt wird also größer, das beobachtet Pürzer schon nach wenigen Jahren auf den Wiesen, auf denen er seine Schafe weiden lässt. Gleichzeitig ersetzen die Tiere den Rasenmäher auf den Wiesen. Das bedeutet nicht nur weniger Arbeit für die Besitzer, sondern hat ebenfalls ökologische Vorteile. „Eine Obstbaumwiese mit einem Mäher zu schneiden, ist schwierig, wenn die Bäume eine gewisse Größe erreicht haben, weil die Äste dann oft zu nah beieinanderstehen“, sagt Pürzer. „Außerdem verdichten die Maschinen den Boden. Man tötet dabei zudem relativ viele kleine Insekten und die Pflanzen wachsen nicht mehr so gut.“ Die Obstbaumwiesen eignen sich dabei nicht für jede Schafrasse, weil sie recht karg sind. Für die Schafe, die Pürzer hält, passt die Nahrung hingegen gut. „Die sind robuster und können aus wenig viel machen“, sagt der Schäfer, der damit auch das Weiterbestehen alter Nutztierrassen fördert.
5.000 Pflanzen- und Tierarten
Für Rainer Rausch ergänzen sich die Schafe und die Streuobstwiesen ebenfalls gut. Der 66-Jährige beschäftigt sich seit 1994 mit dieser Form der Bewirtschaftung; sein Spezialgebiet sind Birnen, aber auch Apfel- und Kirschbäume sind ihm nicht fremd. Als zertifizierter Obstbaumwart des Landes Rheinland-Pfalz berät er zum Thema Streuobstwiesen, die für ihn viele Vorteile gegenüber Obstplantagen bieten. „Der ökologische Wert ist weitaus höher. Man findet hier über 5.000 Pflanzen- und Tierarten, zum Teil sehr seltene Arten wie Wiedehopf und Buntspecht, Neuntöter, Rebhuhn und Fasan, die mittlerweile in der Feldflur ziemlich selten geworden sind“, sagt der Pomologe. „Aber auch für Igel oder Eichhörnchen kann das ein Biotop sein.“
Die Streuobstwiesen, die bei der Neuanpflanzung auch bei Privatleuten im Trend liegen, sind auch für die Menschen gut. Sie sind sehr wertvoll für das Mikroklima, also die Bereiche rund um Siedlungen, weil sie viel Kohlendioxid speichern, Schatten spenden und für kühlere Luft sorgen. „Auch die Landwirtschaft profitiert. Die Bäume gewährleisten einen guten Wind- und Korrosionsschutz – und es gibt hinter diesen Grünstreifen allgemein einen höheren Ertrag, zwischen 10 und 20 Prozent.“
Neben den ökologischen Vorteilen sind die Wiesen auch ein „wunderbarer Lernort“, wie Rausch sagt, „ein grünes Klassenzimmer“. Sein Vormittag mit den Kindern ergab so neben der Vermittlung auch ein konkretes Projekt. Die Kleinen durften darüber abstimmen, was für ein Baum als Nächstes gepflanzt werden soll; es wurde ein Apfelbaum. „Die Kinder können dann im kommenden Jahr sehen, wie sich dieser entwickelt“, sagt Rausch. Sie lernen dabei, wie leicht es sein kann, einen natürlichen, artenreichen Lebensraum zu schaffen, oder wie der Experte es nennt: ein Paradies aus Menschenhand.