„Wir wollen möglichst früh ein Bewusstsein für den Klimawandel schaffen.“

Die Heidelberger Volksbank ermöglicht es Jahr für Jahr gemeinsam mit der Stadt Heidelberg, allen achten Schulklassen der Stadt, die Klima Arena in Sinsheim zu besuchen. In der Einrichtung lernen die Jugendlichen Klima- und Naturschutz- sowie Nachhaltigkeitsthemen kennen und werden für einen guten Umgang mit der Umwelt sensibilisiert. Im Interview sprechen Felix Pöltl, Vorstandsmitglied der Heidelberger Volksbank, Raoul Schmidt-Lamontain, Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität in Heidelberg, und Dr. Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger, die die Klima Arena betreibt, über das groß angelegte Projekt, über die besondere Kooperation zwischen Bank und Stadt und warum es so wichtig ist, jüngere Generationen schon früh in Sachen Klimaschutz fit zu machen.

„Wir wollen möglichst früh ein Bewusstsein für den Klimawandel schaffen.“

Herr Pöltl, beginnen wir einmal persönlich: Welchen Bezug haben Sie zum Thema Nachhaltigkeit?

Pöltl: Ich fange einmal mit einer ganz einfachen Beobachtung an: Als Hobbyskifahrer habe ich in den vergangenen 20 Jahren beobachtet, wie es im Allgäu, wo wir gern Ski fahren, immer weniger Schnee gab. Als Vater von zwei Kindern habe ich mich dabei schon oft gefragt, ob die beiden wohl in Zukunft noch die Berge und die Natur so erleben können, wie ich es viele Jahre konnte. Sie sind die Generation, die die Folgen unseres Verhaltens in der Vergangenheit am stärksten spüren wird. Und deswegen müssen wir uns gegen den Klimawandel engagieren, bevor es zu spät ist. Ich versuche, das Thema deshalb in seinen verschiedenen Facetten in mein Privatleben und meine Arbeit einfließen zu lassen, indem ich zum Beispiel so oft wie möglich, auch in die Bank, mit dem Fahrrad fahre.

Herr Welz, wie kommen Sie zum Thema Nachhaltigkeit?

Welz: Ich war viele Jahre im Bereich Education bei SAP tätig und habe mich dabei intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und Innovation beschäftigt. Auch privat treibt mich das Thema schon lange um: Ich habe ebenfalls zwei Kinder und frage mich schon, welche Welt wir ihnen hinterlassen. Als ich dann vor fünf Jahren die Stellenausschreibung der Klima Arena sah, habe ich mich direkt beworben. Nun kann ich mich auch beruflich ganz für die Sache einsetzen.

Herr Schmidt-Lamontain, als Umweltbürgermeister haben Sie qua Amt einen besonderen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit. Wann haben Sie sich mit dem Thema zum ersten Mal beschäftigt?

Schmidt-Lamontain: Ich war schon als Zivildienstleistender in einer Bürgerinitiative mit dem Schwerpunkt Umweltschutz tätig und habe dann auch mit dem Nachhaltigkeitsgedanken im Hinterkopf Architektur studiert. Nach verschiedenen anderen Stellen kann ich nun als Umweltbürgermeister viel bewegen; zu meinem Dezernat gehören auch Themen wie die Abfallwirtschaft und die Mobilität, das sind große Hebel.

Bleiben wir einmal bei der Stadt Heidelberg. Warum räumen Sie Nachhaltigkeit so einen großen Raum ein?

Schmidt-Lamontain: Das Thema ist in Heidelberg stark in der Stadtgesellschaft verwurzelt. Wir haben eine lange Tradition in diesem Bereich, was uns sicherlich von einigen anderen Städten unterscheidet. Das ist auch deswegen gut für unsere Arbeit und Projekte wie die Kooperation mit der Heidelberger Volksbank, weil wir nicht mehr so viel erklären müssen. Die Leitlinien dafür gibt seit 1997 der Stadtentwicklungsplan vor, den wir zurzeit zum Stadtentwicklungskonzept weiterentwickeln, auf Grundlage der Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen. Wir orientieren uns dabei an der gesamten Breite, von ökologischen bis zu sozialen Aspekten, und natürlich haben wir auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit im Blick.

Herr Pöltl, wie engagiert sich Ihre Bank für mehr Nachhaltigkeit – und welche Ziele streben Sie an?

Pöltl: Die Heidelberger Volksbank hat sich ähnlich wie die Stadt Heidelberg sehr breit aufgestellt. Wir wollen uns als nachhaltiges und damit auch resilientes Unternehmen ausrichten. Dafür legen wir zum Beispiel großen Wert auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ermöglichen mobiles und flexibles Arbeiten oder auch das Führen in Teilzeit. So fördern wir auch Frauen in Verantwortung. Eines der größten Projekte im Bereich der Ökologie ist der Umzug unserer Hauptstelle. Wir werden in ein nachhaltiges Gebäude in einem Passivhausgebiet ziehen, was für gewerbliche Nutzer schon etwas Besonderes ist. Außerdem nutzen wir Ökostrom, hatten als eines der ersten Unternehmen Stromladesäulen installiert und machen mit unserem Elektroauto-Fuhrpark das Thema auch in der Region sichtbar. Darüber hinaus beteiligen wir uns im Rahmen der Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ der Volksbanken und Raiffeisenbanken an der Baumpflanzaktion „Wurzeln“: Gemeinsam mit den anderen Genossenschaftsbanken wollen wir in Deutschland mindestens eine Million Bäume pflanzen.

Schmidt-Lamontain: Diese Baumpflanzaktion war übrigens auch der Startpunkt für unser gemeinsames Projekt mit der Heidelberger Volksbank. Als unser Team die Klima Arena besucht hat, waren wir von dem Angebot begeistert. Es passt sehr gut zu dem Ansatz in Baden-Württemberg, mit der fächerübergreifenden Bildung für Nachhaltige Entwicklung die Kinder und Jugendlichen zu erreichen. Wir haben dann überlegt, dass wir die Angebote der Klima Arena möglichst allen Schülerinnen und Schülern einer bestimmten Altersklasse nahebringen müssten, um es auf breiter Ebene zu vermitteln. Als wir mit der Bank wegen der Baumpflanzaktion zusammensaßen, haben wir sie direkt auf ein mögliches Sponsoring angesprochen und schnell eine positive Antwort bekommen.

Pöltl: Wir waren direkt angetan von der Idee, weil wir so wirklich alle Jugendlichen in Heidelberg einmal mit der Ausstellung erreichen können. Denn für eine nachhaltige Zukunft sind die nachfolgenden Generationen mitentscheidend. Deswegen haben wir uns entschieden, dort anzusetzen. Wir haben uns selbst einen Bildungsauftrag gegeben, um mehr Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen. Da bot sich die Klima Arena an, die eine wunderbare Einrichtung ist. Die Jugendlichen können dort die Herausforderungen der Zukunft und mögliche Lösungen erfahren, erleben und erproben.

Wie hoch sind die Kosten für das Engagement?

Pöltl: Wir bezahlen den Eintritt und die Workshops in der Klima Arena. Wir sprechen alle rund 70 achten Klassen in der Stadt an, die Hälfte macht bisher mit. Die Kosten liegen insgesamt bei rund 10.000 bis 15.000 Euro pro Jahr, die wir uns mit der Stadt Heidelberg teilen. Wir finanzieren als Bank zudem ein Verpflegungspaket für alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.

Als Vorstand der Klima Arena freut sie das sicherlich, Herr Welz?

Welz: (lacht) Natürlich, wir freuen uns sehr, dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken so engagiert sind beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wir haben ja seit unserer Eröffnung als sehr aktiven Exklusivpartner die Volksbank Kraichgau, mit der wir schon bei vielen Veranstaltungen und Aktionen zusammengearbeitet haben und auch für die nächsten Jahre noch vieles planen. Deswegen sind uns Projekte wie das der Heidelberger Volksbank und der Stadt Heidelberg sehr willkommen, auch weil die Initiative es allen Schülerinnen und Schülern ermöglicht, hierher zu kommen, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Familien.

Warum ist es so wichtig, Kindern und Jugendlichen das Thema Nachhaltigkeit nahezubringen und Sie dafür zu begeistern?

Pöltl: Die junge Generation wird den Klimawandel besonders spüren. Deswegen wollen wir möglichst früh ein Bewusstsein dafür schaffen. Was ich früh lerne, halte ich ein Leben lang bei. Die Kinder und Jugendlichen werden außerdem von Medieninhalten überflutet. Hier in der Klima Arena können sie sich auf die Inhalte konzentrieren und enorm viel lernen.

Schmidt-Lamontain: Das möchte ich noch einmal unterstreichen. Die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen und treffen dann die Entscheidungen, deswegen müssen wir die Grundlagen vermitteln und sie für die Themen sensibilisieren. Das funktioniert ja auch deswegen so gut, weil Kinder noch besonders neugierig sind und die Welt entdecken wollen. Deswegen saugen sie solche Themen besonders auf und geben sie auch innerhalb der Familie weiter.

Welz: Die Klima Arena war von Anfang an als ein außerschulischer Lernort konzipiert, um möglichst vielen Schülerinnen und Schülern auf anschauliche und spielerische Art Klimaschutz und Nachhaltigkeit näher zu bringen. Das tun wir mit unserer interaktiven Ausstellung und durch ergänzende Workshops und Rallyes, die sich thematisch an den Lehrplänen orientieren. Darüber hinaus sprechen wir auch andere Zielgruppen an: Wir sind ein Freizeit- und Erlebnisort für alle, von Familien mit Kindern bis zu Seniorinnen und Senioren – und wir dienen als Weiterbildungs- und Veranstaltungsort für Unternehmen, Kommunen und Vereine. So wollen wir in allen gesellschaftlichen Gruppen ein gemeinsames Verständnis dafür schaffen, was der Klimawandel für uns Menschen bedeutet und wie wir gemeinsam die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen können.