Props für die Props

Mit ihrer prominenten und dauerhaften Unterstützung des sehr bedeutsamen Preises „Stuttgarter:in des Jahres“ bereitet die Volksbank Stuttgart Menschen und Initiativen eine große Bühne. Sie unterstützt damit gezielt Projekte und Initiativen, die die Region voranbringen, ihr Zusammenhalt geben und für Zukunftsfähigkeit stehen. Und nicht nur das: Bei ihrem Einsatz für die gute Sache und für prägende Personen ihrer Stadt bringen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielfach auch persönlich ein. Zeigen Gesicht. Einsatz. Und Freude.

Props für die Props

Die drei Jugendlichen sitzen auf dem Parkettboden des großen Saals, direkt vor den schwarzen Theatervorhängen. Sie improvisieren eine Zugfahrt, darauf deuten auch die Geräusche hin, die aus den Lautsprechern kommen. „Schau mal, wir fahren an Paris vorbei“, sagt Hanna und Leon antwortet: „Oh cool ... aber Baguette find ich öde, ich hätte lieber gerne einen Burrito!“ Louisa hat eine Idee, „Dann auf nach Argentinien!“, ruft sie begeistert. Dort kommen sie dann an, mit ihrem Fantasiezug, und als Erstes tanzen sie Tango, wie es sich für das südamerikanische Land gehört.

Szenenwechsel. Ein paar Minuten später steht Danial auf der improvisierten Bühne im Gebrüder-Schmid-Zentrum, einem Generationenhaus im Stuttgarter Süden. Er baut sich vor einem Mikrofon auf und fängt an zu rappen, erst ein wenig leise, dann lauter und mit immer mehr Kraft. „Gestern war ich arm und fütterte ’ne Ente. Heute bin ich reich und zahle keine Rente, setzte in meinem Kopf keine Grenzen. Seht ihr nicht, wie ich hier glänze? Seht ihr nicht, wie ich keine Zeit verschwende? Schaut, wie krass ich diesen Beat verwende! Mein krasses Lied nimmt kein Ende, wenn es so weitergeht, werd ich zur Legende!“ Als er stoppt, klatschen alle begeistert, wie auch schon bei Hanna, Leon und Louisa.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„wishes and dreams“

Die beiden Szenen gehören zur Collage „wishes and dreams“, die eine Einladung zum Träumen sein soll, dazu, gemeinsam etwas zu schaffen, etwas zu wagen. Das selbst geschriebene Werk könnte nicht besser zu den Initiatoren passen: „Place to Play“ ist ein niederschwelliges und partizipatives Theaterprojekt, das der Verein Props angeboten hat. Gegründet hat ihn Tanja Prause, die mit ihrem Team in achteinhalb Jahren inzwischen mehr als 1.700 Kinder und Jugendliche erreicht hat, die zum Teil körperliche oder psychische Handicaps haben, ökonomisch schwierige oder Fluchthintergründe – oder auch aus wohlhabenden Familien stammen, denn die Angebote von Props sind offen für alle. „Uns ist es ein Herzensanliegen, unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern so viel Wertschätzung, Ermutigung und Selbstwirksamkeit wie irgendwie möglich weiterzugeben“, beschreibt Tanja Prause ihren Ansatz, während sie die Probe von der Seite beobachtet. Ihr Team aus fünf Ehrenamtlichen arbeitet währenddessen weiter mit den Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren, die in den Osterferien an einer Auftaktwoche teilgenommen haben und nun zu einer der regelmäßigen Proben gekommen sind.

Das Mittel von Props, um die Kinder und Jugendlichen sowie in einigen Projekten auch Eltern und andere Angehörige zu befähigen, ist die Kunst: „Wir machen ganz unterschiedliche Angebote, von Tanz und Theater bis Grafikdesign oder Malerei“, sagt Tanja Prause. Wichtig ist ihr vor allem, dass unterschiedliche Menschen zusammenkommen und gemeinsam etwas erarbeiten, sich weiterentwickeln und gegenseitig bereichern. Ein zweiter Punkt ist ebenfalls integraler Bestandteil ihres Konzepts: „Wir hoffen immer darauf, dass die Kinder und Jugendlichen, die bei uns mitmachen, sich danach auch für andere engagieren.“ Das funktioniert sehr gut, einige der ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten mittlerweile mit im Team. Außerdem geben die einzelnen Projekte auch der Gesellschaft etwas zurück, indem sie ihre Produktionen kostenfrei aufführen oder bei Workshops für andere mithelfen.

Theater als Brücke zueinander

Entstanden ist Props, das pro Jahr etwa vier Projekte stemmt, aus der Arbeit von Tanja Prause. Sie hat früh ganz unterschiedliche Jugendliche mithilfe von Theaterstücken zusammengebracht. Als sie vor 21 Jahren nach Stuttgart zog, hatte sie die Idee, diesen Ansatz noch intensiver zu verfolgen. Sie schrieb ein Konzept und probierte es an einer Brennpunktschule in Stuttgart aus. „Das Experiment hat funktioniert. Es war wirklich unglaublich zu sehen, was die Jugendlichen gemeinsam leisten konnten“, sagt Tanja Prause. Die Idee ließ sie nicht los. Neben ihrem Job als Sozial- und Theaterpädagogin studierte sie Projektmanagement, schrieb erste Anträge für Fördermittel. Aus der Zeit stammt auch der Name Props: „Ich habe im Freundeskreis herumgefragt und ein Bekannter erzählte, dass seine Teenager-Kinder immer ‚props to you‘ sagen. Die Wendung stammt aus dem Hip-Hop und steht für Wertschätzung.“ Ende 2015 gründet Tanja Prause gemeinsam mit anderen den Verein und baut ihn weiter auf. Neben einigen Spenden finanzierte sich Props zunächst durch Projektfördergelder von Stiftungen und der Stadt Stuttgart, seit zwei Jahren nun auch durch eine institutionelle Förderung.

Das Engagement des Vereins blieb nicht unbemerkt. In diesem Jahr wurde Tanja Prause für ihre Arbeit mit dem Ehrenamtspreis „Stuttgarter:in des Jahres“ ausgezeichnet, den die Volksbank Stuttgart, die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten vergeben. Dabei nominiert eine Jury aus jährlich 60 bis 70 Einreichungen neun Initiativen, aus denen wiederum die Bürgerinnen und Bürger drei Gewinnerinnen und Gewinner per Voting-Verfahren auswählen können. Zudem gibt es einen Sonderpreis der Jury. Alle Preise werden mit je 3.000 Euro honoriert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kitt für die Gesellschaft

Ein Jurymitglied ist Joachim Dorfs. Er besucht heute die Probe, um sich ein Bild von der Arbeit von Props zu machen. „Mich haben vor allen Dingen die Integration und die Inklusion begeistert“, sagt der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung. „Das sind zum Teil Menschen, die es im Leben wahrscheinlich nicht so leicht haben. Sie bekommen hier Wertschätzung und Selbstbewusstsein, indem sie gemeinsam etwas schaffen.“ Das Ehrenamt bezeichnet er als „Kitt“ für eine Gesellschaft, in Stuttgart engagieren sich rund 100.000 Menschen auf diese Weise.

Seine Zeitung hatte vor zehn Jahren den Preis mitinitiiert und die Entscheidung findet Dorfs immer noch genau richtig. „Wir betrachten uns bei der Stuttgarter Zeitung und bei den Stuttgarter Nachrichten als Teil der Stadtgesellschaft und wollen die vielen, unglaublich beeindruckenden Projekte im Bereich des bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements sichtbar machen“, sagt er. „Außerdem sind wir Journalisten und wollen die spannenden Dinge, die hier in der Stadt passieren, darstellen. Und deshalb sind die Einreichungen bestes journalistisches Futter.“

„Wir wollen der Region etwas zurückgeben“

Andreas Haas ist ebenfalls in das Generationenhaus gekommen. „Ich bin immer wieder überrascht, welche Vielfalt an ehrenamtlichem Engagement in dieser Stadt geleistet wird“, sagt das Vorstandsmitglied der Volksbank Stuttgart, die sich seit vier Jahren für den Preis engagiert. Gemeinsam mit Tanja Prause und Joachim Dorfs steht er am Rand der Bühne und schaut begeistert zu, was die Jugendlichen leisten. Mittlerweile tanzen zwei Mädchen zu einem Hip-Hop-Song. Andreas Haas saß ebenfalls mit in der Jury und hat die Einreichungen gesichtet. Der Ehrenamtspreis beschäftigt das Organisationsteam der Bank und der beiden Zeitungen darüber hinaus ein Dreivierteljahr. Es gibt mehrere intensive Vorbereitungstreffen und die Jurysitzung, an der neben dem festen Jury-Team jeweils zwei Gastjuroren teilnehmen. Außerdem muss die festliche Preisverleihung mit bis zu 130 Gästen, die in den Räumen der Bank mit Catering und Musikbegleitung stattfindet, vorbereitet werden. Zudem kontaktiert das Organisationsteam alle neun Nominierten und begleitet den Dreh der Filme, mit denen sie im Vorfeld der Preisverleihung vorgestellt werden.

Für die Volksbank Stuttgart ist der Preis ein wichtiger Teil ihres Engagements – sie fördert mit rund 1 Million Euro pro Jahr unterschiedliche Projekte und Vereine. „Wir wollen einen Teil von dem, was wir in unserer Region erwirtschaften, in die Region zurückgeben“, sagt Andreas Haas. Das gilt für die Bank als Institution, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich selbst oft ehrenamtlich engagieren und die auch einen sogenannten Social Day – also einen bezahlten freien Tag – bekommen können, wenn sie sich für etwas einsetzen. Andreas Haas hat zudem etwas gelernt, sagt er noch zu Tanja Prause: „Die Übersetzung von Props mit Wertschätzung und Respekt gefällt mir sehr gut, denn so begegnen wir auch unseren Kundinnen und Kunden und allen Menschen in der Region.“

Tanja Prause freut sich über den Besuch und auch über die Auszeichnung. „Der Preis bedeutet für Props eine finanzielle Unterstützung, die wir für unsere Projekte brauchen, und natürlich einen Push für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Und das ist einfach wunderbar.“ Passend dazu kommen alle Jugendlichen noch einmal auf die Bühne und rufen: „Träume können wahr werden!“ Und mit Konfetti-Kanonen endet die heutige Probe –das Engagement von Props aber geht weiter.

Mehr Informationen zum Preis und alle anderen Preisträgerinnen und -trägern sind auf der Internetseite www.stuttgarter-des-jahres.de zu finden.