Werfen und streuen,
statt chippen und putten

Mit ihrer Biodiversitätsinitiative „Unsere Region blüht und summt“ hat es die Volksbank Lahr im Zusammenspiel mit Unternehmen, Vereinen und Schulen der Region geschafft, innerhalb von fünf Jahren 50.000 Quadratmeter Fläche ökologisch aufzuwerten. Bei ihrem Einsatz für ökologische Vielfalt macht die Bank auch vor zunächst als ungewöhnlich erscheinenden Projekten nicht Halt. Jüngstes Beispiel: Eine große angelegte Pflanzaktion von Wildblumen auf dem Golfplatz. Das erfreut die vielen mitwirkenden Kinder – aber auch den Vereinspräsidenten.

Worte, die wirken

„Welche heimischen Tiere kennt ihr, die auf einer Wiese leben?“, fragt Lilli Wahli und schaut in die Runde. Die Kinder überlegen nicht lange. „Wespe“, ruft ein Mädchen, während es seine Kapuze aufsetzt, es regnet leicht. „Biene“, sagt ein Junge. Ein anderes Mädchen überlegt kurz, dann: „Mäuse – und Hasen.“ Lilli Wahli lächelt, „Richtig“, sagt sie und ergänzt: „Wir finden hier zum Beispiel auch Spinnen, Schnecken und Regenwürmer.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nahrung schafft Nahrung

Die Projektmanagerin vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord e. V. macht direkt weiter, mit einer auf den ersten Blick ungewöhnlichen Frage. „Was esst ihr am liebsten?“ Ein Mädchen ruft „Eis“, dann kommen die Antworten im Sekundentakt: „Pommes“, „Döner“, aber auch „Salat“ und „Brokkoli“. Die Expertin, die für den größten Naturpark Deutschlands unter anderem Kinder weiterbildet, will nicht die Lieblingsspeisen der Grundschulkinder von der Elisa-Schule aus Tutschfelden herausfinden, sondern auf etwas anderes hinaus. Sie will der Gruppe aus dem Ortsteil von Herbolzheim, einer Gemeinde am Schwarzwald zwischen Lahr und Freiburg, nahebringen, wie wichtig eine wilde Wiese für Tiere und Insekten ist. In Ökosystemen beeinflusst sich alles gegenseitig, erklärt sie. Wenn es weniger heimische Kräuter und Blumen gibt, gibt es weniger Insekten und Wildbienen – und damit fehlt auch die Nahrung für Vögel. „Nur wenn wir eine hohe Biodiversität haben“, ergänzt Lilli Wahli, „können wir auch Lebensmittel in der Region erzeugen – aus denen dann euer Essen entsteht.“ So sorgen Insekten als Bestäuber dafür, dass mehr als 80 Prozent der Obst- und Gemüsesorten, die von Menschen verzehrt werden, überhaupt wachsen können.

3.000 Quadratmeter voller Wildblumen

Die Gruppe soll aber nicht nur etwas in der Theorie lernen, sondern auch in der Praxis aktiv werden. Dafür stehen die Kinder und Lilli Wahli an einem eher ungewöhnlichen Ort: mitten auf einem Golfplatz, neben dem Abschlag des 12. Lochs, an dem gerade ein Mann mit geübtem Schwung den Ball 200 Meter weit schlägt. Hier im Europa-Park Golfclub Breisgau soll eine 3.000 Quadratmeter große Wildblumenwiese entstehen, um die Biodiversität zu erhöhen. Die Fläche ist entsprechend vorbereitet, Kuno Kümmerle, Beisitzer im Vorstand des Clubs, und der ehrenamtliche Greenkeeper Walter Ries haben sie gepflügt. Lilli Wahli leitet die Kinder an, die sich geduldig anstellen, um in ihre Eimerchen Sand und die Mischung aus 40 heimischen Samen zu füllen und diese gut durchzumischen. „Der Sand ist dafür da, damit ihr gleich die Samen schön gleichmäßig auf dem Feld verteilen könnt“, sagt Lilli Wahli, „denn wir müssen nur ein Gramm Samen pro Quadratmeter ausbringen – das wäre sonst gar nicht so einfach.“

Sie macht das Ganze vor, stellt die Kinder in einer Reihe auf – und los geht’s. In der folgenden halben Stunde laufen die zehn Drittklässler über das Feld, werfen die Mischung aus und stampfen sie später fest – so ist es für die Vögel, die über dem Feld kreisen, nicht so einfach, die Samen aufzupicken. Lilli Wahli hilft mit und sie ist überzeugt davon, dass die Aktion auch nachhaltig wirken wird. „Es gibt das schöne Sprichwort, dass man das, was man kennt, auch schützt“, erklärt sie. „Wenn wir die Kinder also früh miteinbeziehen, können sie das später auch weitergeben.“

Alles andere als nur kurz gemäht

Auch Roland Bär läuft mit den Kindern mit, wirft ebenfalls die Samenmischung aus. Ihm ist anzusehen, dass ihm die Aktion Spaß macht. Gleichzeitig findet der Präsident des Golfclubs, der zudem Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens ist, das Projekt wichtig: „Wie stellen Sie sich einen Golfclub vor? Als kurz gemähte Fläche, sonst nichts, oder?“, fragt Bär. Für den Europa-Park Golfclub stimmt das keineswegs. „Wir haben hier 100 Hektar, von denen wir 80 für den Spielbetrieb benötigen. Das heißt, dass uns 20 Hektar zur Verfügung stehen, die wir nicht ständig bearbeiten.“ Das ist deutlich zu sehen: Die Bahnen sind von Baum- oder Strauchreihen gesäumt, an vielen Stellen gibt es wilde Blumenwiesen oder hohes Gras. Dazu kommen Bachläufe und auch die Ränder der Teiche auf den Bahnen, die eine große Artenvielfalt beherbergen.

Zweitgrößtes Biotop im Landkreis

Roland Bär findet die die Bemühungen um ökologische Vielfalt wichtig, das macht er mehrfach klar. „Eine Wildblumenwiese wie diese wird Teil unserer naturnahen Flächen, mit denen wir auf unserem Gelände das zweitgrößte Biotop im Landkreis Emmendingen bilden“, sagt der Vereinspräsident. Der Club arbeitet dazu seit Jahren mit dem BUND oder dem NABU zusammen, etwa um Lehmwände als Brutstände für seltene Vogelarten wie den Bienenfresser aufzubereiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Biodiversitätsinitiative der Volksbank Lahr

Die Maßnahme findet in Zusammenarbeit mit der Volksbank Lahr statt, die 2019 die Aktion „Unsere Region blüht und summt“ gestartet hat, um Flächen ökologisch aufzuwerten. Dazu können sich zum Beispiel Unternehmen, Vereine, Schulen oder andere Organisationen melden, wenn sie eine geeignete Fläche im Geschäftsgebiet der Volksbank haben. Die Aussaat findet zwei Mal im Jahr statt, im Frühjahr und Herbst, oft – wie auch heute – zusammen mit Schulklassen, die bei dieser Gelegenheit etwas über ökologische Zusammenhänge lernen können.

50.000 Quadratmeter Blühfläche in fünf Jahren

„Seit Start unseres Biodiversitätsprojekt 2019 haben wir rund 50.000 Quadratmeter Blühflächen angelegt, auf unseren eigenen Grundstücken sowie bei Kommunen, Kindergärten, Privatpersonen und Unternehmen“, sagt Peter Rottenecker, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Lahr.

Wer eine geeignete Fläche im Geschäftsgebiet der Volksbank hat, kann sich melden und erhält finanzielle Unterstützung von der Bank sowie Expertise vom Naturpark. Außerdem verteilt die Bank Samentütchen an die Kunden in den Filialen – bisher rund 50.000 –, denn auch Kleinstflächen in heimischen Gärten haben eine positive Wirkung auf die Biodiversität. Im Rahmen der Kooperation unterstützt die Volksbank den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord sowohl finanziell als auch mit Räumen für Seminare, in denen zum Beispiel Bauhofmitarbeiter und engagierte Bürgerinnen und Bürger Informationen von Naturschutz-Experten bekommen können.

Verantwortung für die Region

Viel zu sehen gibt es auf dem mittlerweile fest geklopften kleinen Acker nicht mehr, die Kinder sind zurück zur Schule gefahren – die Pflanzen werden hier in den nächsten Wochen anwachsen. Peter Rottenecker macht mit Kuno Kümmerle einen Abstecher zu anderen Flächen auf dem Golfplatz, die bereits ökologisch aufgewertet wurden. Direkt an der Zufahrt des Geländes fachsimpeln die beiden in einer bereits blühenden Wiese über die verschiedenen Blumen und Gräser. Peter Rottenecker betont, wie wichtig ihm das Engagement für die Umwelt ist. „Als genossenschaftlich organisierte Volksbank haben wir eine Verantwortung für die Menschen in der Region und auch für die Region selbst. Artenschutz und Klimaschutz müssen wir gemeinschaftlich angehen“, sagt Rottenecker. „Nur mit beherztem Engagement können wir darauf einwirken, dass unsere schöne Region auch für unsere Enkel lebenswert bleibt.“