Das Win-win-Wein-Modell

Mit der Stiftung Nachhaltiger Rheingau macht sich die Rheingauer Volksbank eG gezielt für nachhaltige Projekte und innovativen Klimaschutz in der Region stark. Anhand der zukunftsweisenden Vitiforst-Methode werden so etwa beim Weingut Engelmann-Schlepper die Reben und Weinberge durch gezielte Pflanzungen fit für den Klimawandel gemacht. Ein Leuchtturmprojekt für die Region. Und dies ist nicht nur ökologisch überaus nachhaltig, sondern es stärkt und festigt zugleich den vor Ort fest verwurzelten Betrieb. So kann Morgen kommen.

Das Win-win-Wein-Modell

Von der schönen Sekt-, Wein- und Rosenstadt Eltville am Rhein geht es über einige Kilometer Landstraße an idyllisch gelegenen Weinbergen vorbei in den Stadtteil Martinsthal. In gefühlt jedem zweiten Haus findet sich hier ein Weingut und die Reben, aus denen die leckeren Weiß-, Rosé- und Rotweine entstehen, wechseln sich rundherum ab. Am Ende der Wiesenstraße, die sich durch den Süden des kleinsten Stadtteils von Eltville schlängelt, findet sich eine Parzelle, die zur Lage „Martinsthaler Wildsau“ gehört. Hier wächst nicht nur die neue, an den Klimawandel angepasste, robuste Rebsorte Sauvitage, sondern auch Elsbeere und Spitzahorn, Burgenahorn und italienische Erle. Gepflanzt haben die Bäume Cornelia Schlepper und ihr Lebensgefährte Johannes Bohnacker, die zusammen das Weingut Engelmann-Schlepper führen.

Reben fit machen für den Klimawandel

„Die ungewöhnliche Bepflanzung dient der Zukunftsfähigkeit des Weinanbaus in der Region“, sagt Cornelia Schlepper, die gerade mit Johannes Bohnacker die letzten Schutzdrähte für die jungen Setzlinge aufbaut. „Eines der größten Probleme ist für uns der Klimawandel und damit die Frage, wie wir unsere Reben fit machen können“, betont die Weinexpertin, die Internationale Weinwirtschaft studierte und momentan die gesamte Produktion auf Bioanbau umstellt. „Von den Bäumen erhoffen wir uns einen riesigen Effekt.“ Die Grundidee geht auf die sogenannte Vitiforst-Methode zurück, eine Variante des Agroforsts, bei der Agrar- und Forstwirtschaft kombiniert werden. „Vitis vinifera“ ist der lateinische Name für die Weinrebe, deren Anbau hier mit Bäumen kombiniert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schützende Schatten

Die Methode bietet große Vorteile: „Die Bäume, die wir in den Weinberg pflanzen, werden unseren Reben in einigen Jahren Schatten geben. Dadurch hoffen wir, dass wir ein gleichmäßigeres Klima im Weinberg erzeugen und so zum Beispiel Sonnenbrand auf den Trauben vermeiden können“, sagt Cornelia Schlepper. Gleichzeitig sind die Bäume in der Lage, Wasser aus tieferen Schichten nach oben zu ziehen. „Die Reben merken, dass sie Konkurrenz bekommen, und fangen an, selbst tiefer zu wurzeln, um an Wasser kommen.“ Neben den beiden Vorteilen soll die Vitiforst-Methode auch einen höheren Schutz vor Bodenerosion bieten und die Biodiversität steigern, die in Weinregionen oft rückläufig ist.

Förderung von Pflanzungen

Das Weingut bewirtschaftet auf 40 Parzellen insgesamt 7,3 Hektar mit acht Rebsorten und produziert rund 55.000 Liter Wein pro Jahr. Die Winzer haben insgesamt rund 130 Bäume zusammen mit Baumpaten gepflanzt. Dabei war auch Katharina Reineck, die sich heute den Stand der Arbeit anschaut. Die Vorständin der Stiftung Nachhaltiger Rheingau war durch Medienberichte auf das Projekt aufmerksam geworden. Die Stiftung fördert nun weitere Baumpflanzungen für das Weingut Engelmann-Schlepper und hat seit ihrer Gründung 2020 zahlreiche weitere Aktionen in der Region unterstützt, von einzelnen Baumspenden an Einrichtungen für Kinder bis hin zu großen Wiederaufforstungsaktionen, bei denen mehrere Tausend Bäume gepflanzt wurden. Außerdem för-dert die Organisation in Zusammenarbeit mit Hessen Forst und der Goethe-Universität Frankfurt ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen mediterrane Eichen im Mittelrheintal angebaut werden, die den Anforderungen des Klimawandels gewachsen sein sollen.

Rheingauer Volksbank als Initiator

Das lokale Engagement steht im Fokus der ehrenamtlich organisierten Initiative, zu der sich die lokalen Unternehmen Werner Elektrotechnik, Bäcker Dries und die Rheingauer Volksbank zusammengeschlossen haben und dabei eng mit dem Forstamt Rüdesheim-Hessenforst und dem Rheingauer Weinbauverband kooperieren. „Die Stiftung Nachhaltiger Rheingau fördert Projekte rund um das Thema Nachhaltigkeit in unserer Heimatregion, dem Rheingau“, erklärt Katharina Reineck, warum das Projekt des Weinguts so spannend für die Stiftung ist. „Wir möchten die Menschen in unserer Region überzeugen, sich für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und sich dafür zu engagieren.

Sich die Projekte anzuschauen, ist für Katharina Reineck, die auch Aufsichtsrätin der Rheingauer Volksbank ist, selbstverständlich. Von Cornelia Schlepper und Johannes Bohnacker lässt sie sich den Nutzen der Bäume erklären. Sie ist begeistert: „Dieses Vitiforst-Projekt ist ein Novum. Es ist ein Leuchtturmprojekt für unsere Region“, betont sie. „Etwas Neues zu versuchen, erfordert Mut. Dieses Engagement möchten wir gern unterstützen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Wir sind ganz oft Geburtshelfer für wahnsinnig tolle Ideen“

Der Innovationsgrad des Projekts begeistert auch Andreas Zeiselmaier, der sich heute ebenfalls ein Bild von der Aktion macht. Der Vorstandsvorsitzende der Rheingauer Volksbank geht schnurstracks in den Weinberg, fachsimpelt mit den Winzern über das Projekt, das seine Bank als Gründungsmitglied der Stiftung unterstützt. Ihm ist wichtig, dass sich die Region fit für die Zukunft macht. „Der Rheingau steht für schöne Natur, für den Wein, für den Rhein“, sagt er. „Aber wir stehen auch für Innovation, für Kreativität. Und das möchten wir gern zeigen.“ Die Bank hat sich auf die Fahnen geschrieben, nachhaltige Projekte zu unterstützen. „Dabei sind wir ganz oft Geburtshelfer für wahnsinnig tolle Ideen“, erklärt er erfreut.

Für Cornelia Schlepper ist die Unterstützung für künftige Baumpflanzungen übrigens nicht nur aus finanzieller Sicht interessant. Die Winzerin muss sich auch im Wettbewerb behaupten. „Die Öffentlichkeit über die Stiftung Nachhaltiger Rheingau zu erreichen, ist für uns sehr wichtig“, sagt sie. „Die Bäume tun den Reben gut, aber wir als Weingut können nur dann weiter existieren, wenn man uns kennt.“ Mit solchen Aktionen erreicht die Stiftung Nachhaltiger Rheingau auf vielen Ebenen eine positive Wirkung – für die Region und die Menschen, die hier leben und arbeiten.